Winter im Südwesten der USA
Für rund 3 1/2 Wochen bereiste ich im Januar den Südwesten der USA. Einige der besuchten Gebiete kannte ich bereits von früheren Fototrips, andere waren absolutes Neuland für mich. Darunter auch das Vogelschutzgebiet "Bosque del Apache" im Westen von New Mexico - ein ganz besonderes Highlight!
Vor allem Schneegänse und Kanadakraniche versammeln sich hier im Süden zu Tausenden, um die Wintermonate in einem wärmeren Klima verbringen zu können. Im Frühling ziehen die Vögel dann wieder nördlich in arktisches Territorium. Die farbenprächtigen Morgen- und Abendstunden bieten hierbei ideale Bedingungen für spannende Aufnahmen und die unendlich weite Landschaft verleiht ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit.
Insbesondere der Massenstart der Schneegänse an meinem ersten Morgen im Bosque del Apache National Wildlife Refuge, wird mir wohl für immer in Erinnerung bleiben. Das Rauschen von tausenden Flügelschlägen und das dazugehörende Gequake, welches die idyllische Morgenstille durchbricht: Wildnis pur, Hühnerhaut garantiert und schlicht überwältigend schön!
Äusserst unterhaltsam waren die "Eistänzer-Kraniche": Am Morgen gabs es aufgrund der tiefen Temperaturen jeweils eine dünne Eisschicht auf den Seen. Beim Landen und anschliessenden Gehen war es ein delikater Akt, nicht auszurutschen oder durchs dünne Eis einzubrechen. Falls letzteres dennoch geschah, galt es möglichst auf den Beinen zu bleiben und Schlimmeres zu verhindern.
On the Move
Schon seit jeher bin ich von malersicher Foto-Bildsprache begeistert. Und so nutzte ich auch hier die Gelegenheit, um Bewegungen durch eine passend lange Verschlusszeit und teils sogenanntem "Panning" (mitziehen der Kamera) unscharf auf dem Foto festzuhalten. Nicht ganz einfach aber das eine oder andere ist mir nach meinem Geschmack gelungen. Die "unscharfen Bilder" sind also bewusst so umgesetzt worden.
Winterliche Wüstenwunder
Tiefe Temperaturen und zum Teil heftiges Schneetreiben machten während meines Aufenthalts gewisse Locations unerreichbar. Andere konnte ich wiederum nur dank 4WD besuchen, rutschte aber dennoch häufig in der Gegend herum. Schmelzender Schnee und der lehmige Boden hatten sich zu einer seifenartigen "Pappmasse" zusammengemischt, auf welcher die Reifen keinen Gripp fanden. Kein Wunder also, dass ich tagelang keiner Menschenseele begegnete. An einem Ort musste ich gar zwangsmässig übernachten, da das Fahren tagsüber schlicht unmöglich war. Ich malte mir schon aus, wie ich mit einem Helikopter evakuiert werden müsste. Die eisigen Temperaturen in der Nacht liessen jedoch die Bodenoberfläche gefrieren und so konnte ich die Weiterfahrt zur frühen Morgenstunde erfolgreich unter die Räder nehmen.
Auch aus fotografischer Sicht war das Thema Schnee nicht ganz einfach. Nach Sonnenaufgang steigen die Temperaturen in den Wüstengebieten der USA rasant schnell an und der Schnee schmilzt umgehend weg. Also musste ich innert weniger Minuten so viele Aufnahmen wie nur möglich machen und an mussevolles Arbeiten war nicht zu denken. Denn bald blieb der Schnee nur noch an Schattenplätzen liegen, sodass ein nicht sehr fotogenes Patchwork anstelle einer Tiefverschneiten Landschaft durch den Sucher zu sehen war… Dass die Feuchtigkeit der Schneeschmelze die Bildung von schönen Strukturen im Sand verhindert, war ein zusätzliches Aha-Erlebnis, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Vielerorts blieb der Schneefall aber auch aus und so konnte ich es in diesen Gebieten deutlich ruhiger angehen :-).
Alles in allem war es ein abenteuerlicher Trip mit oftmals atemberaubend schönen Erlebnissen und zahlreichen neuen Motiven aus einer einzigartigen Gegend auf "unserem" Planeten. Der Südwesten der USA – zu jeder Jahreszeit was ganz Besonderes!